Naturpark Hirschwald Ausblick bei Adertshausen

Naturpark Hirschwald – Wandern zwischen Lauterachtal, Wacholderheiden und Geschichte

Einleitung – Der stille Naturpark Hirschwald

Unter mir zieht sich das glitzernde Band eines kleinen Flüsschens durch sein idyllisches Tal, umgeben von bewaldeten Hängen und sonnenverwöhnten Wacholderheiden. Ich stehe auf einem Felsen über der Lauterach, die hier den südlichen Rand des Naturparks Hirschwald markiert – jenes grünen Herzens der Oberpfalz, das sich leise, aber eindrucksvoll zwischen Vils und Lauterach erstreckt.

Und genau hierhin möchte ich euch in diesem Artikel mitnehmen: in einen eher unbekannten Landstrich, der dennoch voller Vielfalt steckt – in Natur, Landschaft, Kultur und Geschichte. Der Naturpark Hirschwald umfasst rund 28.000 Hektar und liegt grob im Dreieck zwischen Amberg, Kastl und Schmidmühlen. Begrenzt wird er im Osten von der Vils und im Süden von der Lauterach sowie dem Truppenübungsplatz Hohenfels.

Landschaftliche Vielfalt – Lebensräume & Kontraste

Trotz seiner kompakten Ausmaße birgt der Hirschwald eine erstaunliche Bandbreite an Landschaftsformen. Tiefe Wälder wechseln sich mit sanften Hügeln und bewaldeten Kuppen ab. Mal säumen lauschige Bachläufe den Weg, mal führen die Pfade durch stille Trockentäler – Relikte einer Zeit, als hier noch Wasser floss. Markante Dolomitfelsen setzen Akzente in einer Landschaft, die zu jeder Jahreszeit ihr Gesicht verändert.

Diese Vielfalt an Lebensräumen bietet unzähligen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Die natürlichen Buchen- und Eichen-Buchenwälder werden teilweise noch von Kiefern- und Fichtenbeständen dominiert – Relikte menschlicher Nutzung – doch auch Ahorn-Linden-Schluchtwälder und Eichen-Hainbuchen-Wälder sind hier noch zu finden. Die mediterran anmutenden Wacholderhänge sind das Ergebnis traditioneller Beweidung. Sie prägen mit ihrem Duft und ihren weiten Blicken das Bild ganzer Talseiten.

Flora & Fauna – Vielfalt zwischen Wiese, Wald und Wasser

Wer im Naturpark Hirschwald wandert, begegnet einem bunten Mosaik aus Lebensräumen: südexponierte Heiden, stille Trockentäler, klare Flüsse und ausgedehnte Wälder. Entsprechend groß ist die Artenfülle – von Frühblühern wie Leberblümchen, Haselwurz und Immergrün über Waldhyazinthe und seltene Orchideen bis hin zu wärmeliebenden Arten wie Brandknabenkraut, Küchenschelle, Kreuzenzian und dem robusten Mauerpfeffer.

Nachtaktive Jäger – Fledermäuse

Rund um Hohenburg sind 14 Fledermausarten nachgewiesen. Besonders bemerkenswert: die Große Hufeisennase – ihre letzte deutsche Kolonie lebt im Fledermaushaus Hohenburg im Lauterachtal und wird vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) betreut.

Vögel & Waldtiere

In den Wäldern streifen Schwarzwild, Rehe und Rothirsche umher. Typische Vogelarten sind Schwarzspecht, Hohltaube und Uhu; an Waldrändern und Hecken trifft man Wiedehopf, Wendehals, Neuntöter und Dorngrasmücke. Entlang der Gewässer lässt sich der Eisvogel beobachten.

Flüsse & Talgründe

An Vils und Lauterach jagen Eisvogel und Wasseramsel. Im klaren, sauerstoffreichen Wasser stehen Forellen in der Strömung; der heimische Edelkrebs verbirgt sich unter Steinen. Prachtlibellen und die Larven der Köcherfliegen zeigen gute Wasserqualität an.

Hochflächen, Heiden & Ackerwildkräuter

Auf den Hochflächen wechseln Wälder, Wiesen und Getreidefelder. Auf den steinigen Kalkscherbenäckern halten sich seltene Ackerwildkräuter wie Ackerrittersporn, Ackerhahnenfuß, Frauenspiegel und Adonisröschen. In den warmen, offenen Hängen der Wacholderheiden fliegen Schmetterlinge wie der Weiße Waldportier und der Kreuzenzian-Ameisenbläuling; bei den Netzflüglern sind Schmetterlingshaft und Ameisenlöwe typisch. Besonders spannend: die auf die kleine Wachsblume spezialisierte Wachsblumenmauerbiene, deren bayerischer Schwerpunkt im Vils- und Lauterachtal liegt.

So wird der Naturpark Hirschwald zu einem ökologisch wertvollen Rückzugsraum, in dem seltene Arten nicht nur überleben, sondern in der Abgeschiedenheit gedeihen können.

Geschichte erleben – Zwischen Klöstern, Burgen & Mühlen

Wer den Hirschwald erwandert, begegnet nicht nur stillen Tälern und alten Wäldern, sondern einer dichten Schicht aus Jahrhunderten: Klöster, Wehrbauten, Hammerwerke – und Spuren von Orten, die längst vom Wald zurückerobert wurden.

Sakralorte & Wallfahrten

  • Klosterburg Kastl – Benediktinerabtei, erst Burg, dann Kloster heute Schule: ein Panoramaort über dem Lauterachtal.
  • Kloster Ensdorf – barocke Anlage am Ostrand, heute u. a. Umweltstation: gelebte Verbindung von Kultur und Natur.
  • Wallfahrtskirche Stettkirchen – still gelegen; eingebettet in ein Tal voller Geschichte.
  • Zant – Wallfahrtskirche, Höhenburg & Ringwall – Kirchenhügel mit Resten alter Höhenbefestigungen; das Zangentor erzählt von wehrhaften Zeiten.
  • Henglkapelle bei Archenleiten – kleine Waldkapelle: ein Rastpunkt zwischen Himmel und Erde.

Wehranlagen & Burgen

  • Schweppermannsburg (Pfaffenhofen) – Legende und Blick über die Täler; Mauern, die noch wehrhaft wirken.
  • Burgruine Roßstein – überwachsene Mauerreste, die abgeschieden still über dem Tal liegen; hier wird Geschichte leise – aber spürbar.
  • Burg Heimhof – gut erhaltene mittelalterliche Wohnburg; ein Stück regionale Adelsgeschichte abseits der großen Namen.
  • Burgstall Bärenfall – im Wald verborgen; Spuren im Gelände deuten auf frühere Befestigungen.

Industriekultur & Mühlen

  • Hammerschloss Theuern – barockes Schloss an der Vils, heute Bergbau- & Industriemuseum: klingende Vergangenheit der Eisenverarbeitung.
  • Hammerwerke entlang der Vils und Lauterach – alte Mühlen- und Schlossgebäude, deren Mauern noch von Schmieden und Müllern erzählen.

Verschwundene Orte

  • Wüstung Rammertshof – aufgegebene Siedlung und Burgrest; Flurnamen und Mauerfragmente als letzte Zeugen.
  • Verödete Höfe im Wald – verstreute Fundamente und Obstbaumreste, an denen man ahnt, wie nah das Leben einst an den Hängen stattfand.

Erinnerungsplätze

  • Hoibrücke – markanter Übergang; hier verdichtet sich die Geschichte zusätzlich durch die Erzählung vom Fliegerangriff auf einen Zug zwischen Ursensollen und der Brücke – ein leiser Ort des Innehaltens.

Auch wenn diese Liste bei weitem nicht vollständig ist, so lässt sich zwischen diesen Orten der Hirschwald nicht nur als Naturraum, sondern als erzählte Landschaft entdecken – Schicht um Schicht, Schritt für Schritt.

Der Naturpark Hirschwald heute – Wandern, Erleben, Entdecken

Heute ist der Naturpark Hirschwald ein Ort, an dem Geschichte und Natur in stiller Harmonie nebeneinander bestehen. Hier findet man keine überfüllten Touristenpfade, sondern sanften Tourismus – Wege, die Zeit lassen, und Landschaften, die zum Verweilen einladen.

Die Wanderwege führen durch stille Wälder, über sonnige Wacholderhänge und entlang der klaren Flüsse Vils und Lauterach. Besonders lohnend ist der Wacholderwanderweg, der wie ein Querschnitt durch den Naturpark wirkt: Wacholderheiden wechseln mit Waldpassagen, kleine Anstiege belohnen mit weiten Ausblicken, und unterwegs liegen immer wieder Spuren der Vergangenheit – von alten Mühlen bis zu verwachsenen Mauern.

Auch abseits der markierten Wege gibt es viel zu entdecken: naturbelassene Trockentäler, schmale Pfade hinauf zu Felsköpfen oder Aussichtspunkten, an denen man das Gefühl hat, allein in einer großen, stillen Welt zu stehen. Wer genauer hinsieht, entdeckt seltene Orchideen, hört den Ruf des Wiedehopfs oder beobachtet Eisvögel am Flussufer.

Der Naturpark setzt auf nachhaltige Entwicklung – Pflege der Wacholderhänge durch Schafbeweidung, Erhalt alter Streuobstwiesen, Schutzgebiete für seltene Tierarten wie die Große Hufeisennase. So bleibt der Hirschwald ein Rückzugsraum, der auch in Zukunft sowohl für die Natur als auch für Menschen ein Gewinn bleibt.

Pfad durch den Hirschwald

Wildgehege & Einkehr (familienfreundlich)

Neben der wilden Natur gibt auch Gehege mit heimischen Wildarten – ideal für Familien und als entspannte Ergänzung zur Wanderung.

  • Waldschänke Heinzhof (Hirschpark): Einkehrmöglichkeit mit Gehege – Ausblick auf Rotwild, gemütliche Rast.
  • Wildschweingehege Waldhaus: Am Forsthaus mit Gaststätte – spannende Beobachtung der Schwarzkittel aus sicherer Distanz.
  • Dammwildgehege bei Rieden: Am östlichen Rand – kurzer Abstecher für Tierfreunde.
Inspiration für deine Tour:
  • Wenn du stille Täler liebst → Lauterachtal & Taubenbachtal
  • Wenn du tiefe Wälder magst → Der Hirschwald mit Wildgehege Waldhaus
  • Wenn dich Geschichte reizt → Klosterburg Kastl & Burgruine Roßstein

Fünf Runden – von Geschichte bis Naturgenuss

Kultour: Von Burgen & Klöstern (12,8 km)

Geschichtsstarke Runde ab Kastl: Klosterburg mit einzigartiger Mumie, historische Ortskerne, die Schweppermannsburg und stille Kapellen – eingebettet in abwechslungsreiche Landschaft.

Zwischen Hoibrücke & alten Burgställen (21 km)

Vielfältige Route mit Zeitgeschichte, wehrhaften Ringwällen, Zangentor und Wallfahrtskirche Zant. Dazu ein kleiner Hirschpark, Kapellen und Spuren verlassener Höfe.

In der Stille des Waldes (20 km)

Ab Waldhaus mit Wildschweingehege in die tiefen Wälder des Hirschwalds. Schmale Trails, lange Forstwege, Naturgeräusche und mit etwas Glück Rehbegegnungen.

Von der Lauterach ins Taubenbachtal (19,7 km)

Wasser- und Burgenidylle: Zusammenfluss von Lauterach und Vils, kleine Schlösser, naturbelassene Talpfade und die versteckte Ruine Roßstein im Buchenwald.

Landeskundlicher Rundweg Ammerbachtal (7 km)

Kompakte Runde zu Wüstung und Burgruine Rammertshof, Magerrasen und Streuobstwiesen. Audioguide vor Ort, Mühlenreste und Einblicke in Landschaftspflege.

Meine Collection auf Komoot:

Fazit – Der Hirschwald: Ein Naturpark, der Raum gibt

Der Naturpark Hirschwald ist für mich mehr als ein Fleck auf der Landkarte. Er ist ein Ort, an dem sich Natur und Geschichte die Hand geben, an dem stille Täler und urige Wälder den Blick weiten – und das Herz gleich mit. Hier kann man dem Tempo des Alltags entkommen, ohne weit reisen zu müssen.

Ob auf den sonnigen Wacholderhängen, in den kühlen Schatten der Schluchtwälder oder zwischen den Mauern einer alten Ruine – im Hirschwald findet jeder seinen eigenen Lieblingsplatz. Vielleicht ist es ein Felsen mit Blick ins Lauterachtal. Vielleicht ein versteckter Pfad, den kaum jemand kennt.

Und wer weiß – vielleicht entdeckst auch du bei deinem nächsten Ausflug in die Oberpfalz genau diesen einen Ort, der dich nicht mehr loslässt.

📍 Meine Tipps für dich:

📍 Dein Tipp: Teile gerne in den Kommentaren deine schönsten Hirschwald-Momente oder schau auf meinen Touren vorbei – auf Komoot und Instagram findest du viele Inspirationen, um selbst auf Entdeckung zu gehen.

Quellen & weiterführende Hinweise

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6 Kommentare

  1. Sehr informativ mit vielen hilfreichen Tipps und Details! Man bekommt richtig Lust, deine Anregungen selber mal auszuprobieren! Bin schon gespannt, wo du uns noch alles hinführst!

  2. Hi Johannes, mir gefallen die Bildunterschriften, wenn man drauf tippt. Sehr informativ.
    Bist Du den Wacholderwanderweg selbst gelaufen? Das ist ja ein ordentliches Stück 😉

    1. Hallo Matthias,
      vielen Dank für dein Feedback, dass freut mich sehr! Ich finde die Funktion der Bildunterschriften auch eine prima Sache.
      Der Wacholderwanderweg ist offiziell in zwei Etappen konzipiert, ich bin ihn allerdings letztes Jahr am Stück gelaufen. Die Pension Stauber in Hohenburg hätte dazu aber ein schönes Pauschalangebot mit Übernachtung und Transferservice, wenn man die Wanderung aufteilen möchte.
      https://www.pension-stauber.de/de/freizeit

      Viele Grüße,
      Johannes

  3. Hallo Johannes!
    Ich finde deinen neuen Beitrag wieder sehr interessant und informativ!
    Mir gefällt diese umfangreiche Vorstellung der Gegend!
    Und danke für die verschiedenen Touren-Ideen!

    1. Hallo Angelika,
      vielen lieben Dank für dein Feedback! Freut mich, dass ich dich in den schönen Naturpark ein wenig mitnehmen konnte und vielleicht findest du ja eine passende Tour für dich auf dem Blog oder in Komoot.

      Viele Grüße,
      Johannes

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