Zielort Kallmünz des Vilstalwanderweg
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Der Vilstalwanderweg

Manchmal sind es die leisen Wege, die am meisten fesseln. Der Vilstalwanderweg führt rund 90 Kilometer durch die Oberpfalz, von der unscheinbaren Vilsquelle bis zur Mündung in die Naab. Kein klassischer Flussweg, sondern eine abwechslungsreiche Etappenwanderung mit stillen Auen, Weihern und Wäldern.

Unterwegs warten Orte voller Geschichte – Burg Dagestein, Amberg, Kloster Ensdorf, Kallmünz. Und doch gibt es auch Abschnitte, die fordern: Asphalt, Umwege, Pausen. Ich selbst bin den Weg etappenweise, ohne unterwegs zu übernachten, gegangen – eine Form, die mir Freiheit gab, Pausen einzulegen und den Weg flexibel zu erleben.

So wurde die Wanderung für mich zu einer Reise mit Höhen und Tiefen: kein makelloser Traumweg, sondern ein Stück Oberpfalz voller Kontraste – und genau darin lag ihr Reiz.

Der Vilstalwanderweg im Überblick

Der Vilstalwanderweg folgt dem Lauf der Vils auf rund 90 Kilometern – von der Quelle im kleinen Ort Kaltschönbrunn bis zu ihrer Mündung in die Naab bei Kallmünz. Er ist in fünf Etappen gegliedert, die sich individuell kombinieren oder auch einzeln erwandern lassen.

Ich selbst hatte mir den Weg ursprünglich in vier Abschnitte gegliedert. Doch da mir die langen Asphaltstrecken zwischenzeitlich zu schaffen machten, habe ich unterwegs beschlossen, die Etappe Amberg – Schmidmühlen noch einmal aufzuteilen. So wurden es am Ende fünf Abschnitte, die aber nicht den offiziellen Etappenzielen entsprechen.

Charakteristisch für den Weg ist die Verbindung von Natur- und Kulturlandschaften: stille Flussauen, Weiher und Wälder wechseln sich ab mit Burgen, Klöstern und historischen Städten wie Amberg oder Kallmünz. Gleichzeitig verläuft der Weg nicht immer auf klassischen Wanderpfaden – besonders die 2. und 5. Etappe sind stark von Asphalt- und Radwegen geprägt.

Für Wandernde bedeutet das: landschaftlich abwechslungsreich und voller sehenswerter Momente, aber auch mit Abschnitten, die Durchhaltevermögen verlangen. Wer sich darauf einlässt, erlebt ein Stück Oberpfalz, das in seiner Vielfalt überrascht – und sich auf ganz unterschiedliche Weisen erwandern lässt.

Natur & Landschaft

Die Vils begleitet Wandernde auf ihrem Weg mit einer überraschenden Vielfalt an Landschaftsbildern. Gleich am Ursprung in Kaltschönbrunn ist sie kaum mehr als ein kleines Rinnsal, das sich durch Wiesen und erste Weiher schlängelt. Später prägen stille Flussauen, moorige Birkenbestände und idyllisch im Wald gelegene Weiher das Bild – Lebensräume, in denen Biber, Libellen und Wasservögel zu Hause sind.

Ebenso interessant wird das Vilstal rund um Amberg, wo der Fluss das Stadtbild prägt. Mal eingebettet zwischen historischen Mauern und Toren, mal flankiert von modernen Grünanlagen des ehemaligen Landesgartenschau-Geländes, zeigt sich hier ein spannendes Zusammenspiel von Natur und Kultur. Zwischen Flussauen und Stadtstrukturen wechselt das Bild ständig – ein Abschnitt, der die Vielfalt des Weges noch einmal anders sichtbar macht.

Ein Teil der Strecke verläuft zudem durch den Naturpark Hirschwald, dessen stille Wälder und geschichtsträchtigen Schotterwege dem Vilstal eine zusätzliche Note geben. Da dieser Naturpark ein eigenes, vielfältiges Gebiet darstellt, habe ich ihm einen separaten Artikel gewidmet – hier dient er vor allem als ruhige Kulisse und Übergangsraum.

Das gesamte Vilstal ist als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) ausgewiesen. Typische Leitarten sind der Biber, die Groppe und die seltene grüne Keiljungfer – sie stehen sinnbildlich für die naturnahen Gewässer und Uferhabitate, die diesen Fluss so besonders machen.

Kultur & Geschichte

Der Vilstalwanderweg führt nicht nur durch abwechslungsreiche Natur, sondern auch vorbei an Zeugnissen einer langen Kultur- und Siedlungsgeschichte.

In Vilseck wacht die mittelalterliche Burg Dagestein über den Ort – eine der ältesten erhaltenen Stadtburgen Deutschlands, deren Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert reichen. Sie diente einst als Verwaltungssitz der Staufer und später der Wittelsbacher und prägt bis heute das Ortsbild.

Ein Kontrast dazu ist Amberg, die ehemalige Hauptstadt der Oberpfalz. Mit ihrer fast vollständig erhaltenen Stadtmauer samt Toren und Wehranlagen vermittelt sie ein lebendiges Bild vom Mittelalter. Auch die Eisen- und Bergbaugeschichte ist hier allgegenwärtig, etwa in Theuern mit dem Kultur- und Hammerschloss, das heute als Bergbau- und Industriemuseum genutzt wird.

Einen barocken Glanzpunkt setzt das Kloster Ensdorf, dessen Ursprünge im 12. Jahrhundert liegen und das im 18. Jahrhundert in seiner heutigen Form neu gestaltet wurde. Heute ist es nicht nur ein spiritueller Ort, sondern auch eine Stätte der Umweltbildung und Jugendbegegnung.

Zum Abschluss wartet Kallmünz, malerisch zwischen Fels und Fluss eingebettet. Die hoch über dem Ort thronende Burg Kallmünz bietet weite Blicke über das Naabtal. Der Ort selbst mit seinen engen Gassen und farbenfrohen Häusern hat seit jeher Künstler:innen angezogen – sogar Wassily Kandinsky und Gabriele Münter hielten sich hier auf und prägten das Bild des „Künstlerdorfes“.

Meine Etappen auf dem Vilstalwanderweg

Etappe 1: Von der Quelle nach Vilseck /Heroldsmühle (22,6 km)

Am Anfang ist die Vils kaum mehr als ein Rinnsal, das bei Kaltschönbrunn aus der Erde sprudelt. Still und unscheinbar schlängelt sie sich durch Wiesen – und doch trägt sie schon das Versprechen eines langen Weges in sich.

Bald begleiten mich erste Weiher und moorige Birkenbestände, die für das Vilstal so typisch sind. Ein kleiner Verläufer führt mich zum Schreinerweiher – ein versteckter, idyllischer See, auf dem zwei Schwäne ihre Kreise ziehen. Ein Umweg, der sich lohnt.

Zum Abschluss dieser Etappe wartet Vilseck: eine kleine Stadt mit mittelalterlichem Kern, überragt von Burg Dagestein. Sie markiert einen würdigen Endpunkt für den Auftakt des Vilstalwanderwegs.

📌 Highlights unterwegs
  • Vilsquelle in Kaltschönbrunn
  • Schreinerweiher (mit Schwänen im Schilf)
  • Moor-Birken und stille Weiherlandschaften
  • Bergkirche bei Seugast
  • Burg Dagestein in Vilseck

Etappe 2: Von Vilseck nach Amberg (21,5 km)

Nach dem lebendigen Auftakt folgt Ernüchterung: Schon bald führt der Weg fast ausschließlich über Asphalt. Die weiten Ebenen rund um die Vils wirken zwar freundlich, doch die Sohlen brennen – Barfußschuhe und endlose Teerpassagen sind keine gute Kombination.

Am Ziel wartet jedoch Amberg, eine Stadt voller Geschichte. Mit ihren Mauern, Toren und Gassen bildet sie einen reizvollen Kontrast zur eher monotonen Strecke davor.

📌 Highlights unterwegs
  • Weite Ebenen entlang der Vils
  • Stadt Amberg mit mittelalterlicher Mauer und Toren

Etappe 3: Von Amberg nach Ensdorf (17,8 km)

Frisch verarztet starte ich neu. Über das Gelände der ehemaligen Landesgartenschau verlasse ich Amberg, werfe noch einen Blick zurück und tauche in eine abwechslungsreiche Etappe ein. Theuern mit Kulturschloss und Hammerschloss erzählt Industriegeschichte, kurz darauf übernimmt wieder die Natur.

Stille Wälder, kleine Orte, Höhenzüge mit Ausblicken – und am Ende das barocke Kloster Ensdorf: eindrucksvoll, friedlich und ein Höhepunkt des gesamten Weges.

📌 Highlights unterwegs
  • Kulturschloss Theuern
  • Wald- und Wiesenwege im Naturpark Hirschwald
  • Steinbergwand bei Ensdorf
  • Kloster Ensdorf

Etappe 4: Von Ensdorf nach Schmidmühlen (13,9 km)

Ein Aufstieg führt mich auf den Kalvarienberg mit weiter Aussicht, danach zur Wallfahrtskirche am Eggenberg. Schmale Pfade durch Wälder und Wiesen wechseln sich ab mit Dörfern und Feldern.

Besonders reizvoll sind die Singletrails rund um Vilshofen, die sich schmal und still durch den Wald schlängeln. Aussichtsfelsen bleiben mir diesmal verborgen – ein Grund, die Gegend wieder zu besuchen.

📌 Highlights unterwegs
  • Kalvarienberg mit Panoramablick
  • Wallfahrtskirche Eggenberg
  • Wiesen- und Feldwege bei Rieden
  • Singletrails bei Vilshofen

Etappe 5: Von Schmidmühlen nach Kallmünz (15,8 km)

Die letzte Etappe beginnt mit schönen Waldpfaden, doch bald übernimmt der asphaltierte Radweg entlang der Vils. Über Wiesenwege und kleine Orte führt mich der Weg schließlich nach Kallmünz.

Kurz vor dem Ziel zeigt sich das Tal noch einmal von seiner schönsten Seite: ein verwunschener Abschnitt zwischen Fels und Fluss. Dann taucht Kallmünz auf – malerisch zwischen Fels und Naab gelegen, überragt von seiner Burg. Ein Abschluss, der trotz aller Anstrengungen in Erinnerung bleibt.

📌 Highlights unterwegs
  • Waldpfade bei Schmidmühlen
  • Wiesenwege bei Rohrbach und Traidendorf
  • Fels- und Flusspassagen kurz vor Kallmünz
  • Malerisches Kallmünz mit Burg und bunten Häusern

Fazit

Fünf Etappen, rund 90 Kilometer – vom kleinen Rinnsal bei Kaltschönbrunn bis zu den bunten Häusern von Kallmünz. Der Vilstalwanderweg hat mich überrascht, gefordert und berührt.

Nicht immer verlief der Weg so, wie ich es mir vorgestellt hatte: Manche Abschnitte führten weit weg vom Fluss, andere über endlose Asphaltwege, die meine Füße an ihre Grenzen brachten. Aber dazwischen lagen stille Weiher, schmale Waldpfade, Ausblicke von Hügeln und Orte voller Geschichte – Momente, die den Weg zu etwas Besonderem gemacht haben.

Der Vilstalwanderweg ist keine reine Flusswanderung, sondern eine Reise durch ein Tal voller Kontraste. Wer sich darauf einlässt, entdeckt stille Natur, kulturreiche Orte und die Vils – nicht immer direkt neben sich, aber immer als leisen Begleiter.

Erfahrungsnotiz: Wenn die Füße streiken

Die zweite Etappe hat mir gezeigt, wie herausfordernd lange Asphaltpassagen sein können – vor allem in Barfußschuhen. Schon nach wenigen Kilometern brannten die Sohlen, und am Ende musste ich eine Pause einlegen, um die Füße zu verarzten.

Mein Tipp: Wer den Vilstalwanderweg komplett gehen möchte, sollte auf gut gedämpftes Schuhwerk achten und im Rucksack kleine Helfer wie Blasenpflaster, Tape oder Salbe dabeihaben. So lassen sich Beschwerden früh abfangen, bevor sie die Tour unterbrechen.

Empfehlungen für Wandernde

Der Vilstalwanderweg lässt sich auf ganz unterschiedliche Weisen erleben – als komplette Strecke oder in ausgewählten Etappen. Nach meinen Eindrücken würde ich Folgendes empfehlen:

Besonders lohnend:
Etappe 1 von Kaltschönbrunn bis Vilseck – abwechslungsreicher Auftakt mit Vilsquelle, Weiherlandschaften und Burg Dagestein.
Etappen 3 und 4 von Theuern bis Schmidmühlen – stille Wälder, historische Orte, idyllische Vilsabschnitte und Kloster Ensdorf als Höhepunkt.

Weniger reizvoll:
Etappe 2 (Vilseck – Amberg) ist stark asphaltlastig. Landschaftlich hübsch, aber wegtechnisch anstrengend. Amberg selbst ist jedoch sehr sehenswert.
Etappe 5 (Schmidmühlen – Kallmünz) verläuft größtenteils über Radwege. Landschaftlich hübsch, aber für Wandernde kann es monoton werden. Kallmünz als Ziel ist jedoch unbedingt lohnenswert.

Alternative Gestaltung:
Wer den kompletten Weg gehen möchte, sollte sich auf längere Asphaltabschnitte einstellen und gegebenenfalls Schuhwerk wählen, das dem gewachsen ist.
Wer sich auf die schönsten Abschnitte konzentrieren will, kombiniert Etappe 1 sowie 3 und 4 – und ergänzt die Tour mit einer Stadtbesichtigung in Amberg oder einem längeren Aufenthalt in Kallmünz.

Radfahrer:innen finden zwischen Amberg und Kallmünz mit dem Bahntrassenradweg eine sehr gute Alternative.

Praktische Infos zum Vilstalwanderweg

Länge & Etappen

Gesamtlänge: ca. 90 km von der Quelle bei Kaltschönbrunn bis zur Mündung in die Naab bei Kallmünz.
Aufteilung: 5 Etappen, die sich individuell kombinieren lassen.
Charakter: abwechslungsreich, aber nicht durchgängig flussnah – viele schöne Abschnitte, teils jedoch auch Asphalt- und Radwegpassagen.

Anreise & ÖPNV

Der Vilstalwanderweg ist mit Bahn und Bus gut erreichbar:

Startpunkt Kaltschönbrunn: erreichbar über Bahnhof Freihung, von dort Bus nach Kaltschönbrunn.
Unterwegs: Bahnhöfe u. a. in Vilseck und Amberg; Busanbindung in weiteren Etappenorten.
Ziel Kallmünz: erreichbar per Bus nach Burglengenfeld / Schwandorf, von dort Bahn Richtung Regensburg oder Nürnberg.

Für eine flexible Etappenplanung lohnt sich der Blick in den ÖPNV-Fahrplan des VGN / RVV.

💡 Tipp: Einige Unterkünfte bieten Gepäcktransfer oder Abholservice an – praktisch, wenn man die Route variabel gestalten möchte.

Einkehr & Übernachtung

Entlang der Strecke finden sich zahlreiche Gasthöfe, Pensionen und kleine Hotels. Hier ein paar Beispiele:

Vilseck – Hotel Angerer, Gasthof „Zur Post“
Amberg – Drahthammer Schlößl, Hotel Brunner (Innenstadt)
Schmidmühlen – Gasthof Lindenhof, Pension „Zum Goldenen Lamm“
Kallmünz – „Zum Weißen Rößl“, Pension „Im Malerwinkel“

Eine vollständige und aktuelle Übersicht mit Kontakten bietet der Tourismusverband Amberg-Sulzbacher Land in seiner offiziellen Broschüre zum Vilstalwanderweg.

💡 Hinweis: Manche Betriebe haben Ruhetage oder saisonale Schließzeiten – am besten vorab telefonisch nachfragen.

Beste Jahreszeit & Hinweise

Am schönsten ist der Weg im Frühling und Herbst, wenn das Wetter mild ist und die Landschaft besonders reizvoll wirkt.

Die Beschilderung ist insgesamt gut, an einzelnen Stellen aber leicht zu übersehen. Ein GPS-Track (z. B. via Komoot) ist daher empfehlenswert.

Schuhwerk: Einige Abschnitte sind sehr asphaltiert – stabile Schuhe mit guter Dämpfung sind für längere Etappen empfehlenswert.

Eure Meinung

👉 Wenn euch der Beitrag gefallen hat, freue ich mich über ein ❤ oder einen Kommentar. Gerne könnt ihr mir auch eine Mail schreiben – ich bin gespannt auf eure Eindrücke und Erfahrungen zum Vilstalwanderweg.

Weiterlesen & Entdecken

Wenn dir der Bericht zum Vilstalwanderweg gefallen hat, könnten dich auch diese Beiträge interessieren:

Meine Oberpfalz – Flüsse, Felsen, Verwurzelung
Naturpark Hirschwald – stille Wälder & alte Geschichten
Frankenalb Panoramaweg – Königsetappe & Rundwege

👉 Alle Etappen des Vilstalwanderwegs findest du außerdem in meiner Komoot-Collection.

Quellen & weiterführende Hinweise

Tourismus Amberg-Sulzbacher Land: Offizielle Broschüre zum Vilstalwanderweg (PDF)
Wikipedia: Vilstalwanderweg und weitere Infos
Naturpark Hirschwald: Offizielle Seite – Natur & Kultur im Hirschwald
Stadt Amberg – Tourismus: Historische Stadtmauer & Sehenswürdigkeiten
Markt Kallmünz: Künstlerort am Zusammenfluss von Naab und Vils
Oberpfalz: Alles rund um die Oberpfalz und den Vilstalwanderweg

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4 Kommentare

  1. Hey Johannes,
    Mir gefällt dein neuer Blogbeitrag wieder sehr gut!
    Er ist super umfangreich und sehr informativ.
    Und wie immer macht er Lust, auf Entdeckungsreise zu gehen!
    Danke dafür!
    LG
    Geli

    1. Hallo Geli,
      vielen lieben Dank für dein Feedback!
      Freut mich sehr, dass dir meine Beiträge so gut gefallen und sie die Lust auf Entdeckungsreisen bei dir wecken können.

      Liebe Grüße,
      Johannes

  2. Sehr schöne Bilder – und trotz der wunden Füße ein sehr liebevoller Bericht. Danke für die Berichte und weiterhin viele spannende Wege für dich!

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