Blick auf die Donau in der Oberpfalz

Meine Oberpfalz – Flüsse, Felsen, Verwurzelung

Bereits in meinem Artikel zum Nürnberger Land habe ich von Verwurzelung und Heimat geschrieben. Doch auch mit der herrlichen Landschaft der Oberpfalz – allen voran dem Neumarkter Land – fühle ich mich eng verbunden.

Ich bin in Grenznähe aufgewachsen, wo sich die Landkreise beinahe unmerklich durchmischen. Schon als Kind habe ich diese Grenzen überquert, ohne zu wissen, dass ich mich gerade zwischen Regierungsbezirken bewege. Später bin ich in Neumarkt in die Schule gegangen – und noch viel später habe ich begonnen, die Schönheit dieser Region bewusst zu entdecken.

Heute streife ich gerne durch die Landschaften zwischen Nürnberger Land, Neumarkt i.d.OPf. und Amberg-Sulzbach. Es ist eine stille, aber eindrucksvolle Gegend – ursprünglich, naturverbunden, vielgestaltig. Eine Region, die Geschichten erzählt – wenn man sich die Zeit nimmt, ihr zuzuhören.

Zwischen zwei Welten – Leben am Übergang

Das Traunfelder Bachtal, Heimat meiner Kindheit, beginnt in Traunfeld (Lkr. Neumarkt i.d.Opf) und fließt nach wenigen Kilometern bereits in mittelfränkisches Gebiet. Kaum verlässt man den Ort, wechselt der Landkreis. Doch geologisch bleibt alles eins: Sandstein, Dolomit, Karst – das vertraute Gesicht der Frankenalb.

Wer in der Oberpfalz wandert, bleibt oft auf der Frankenalb – ohne es zu merken. Diese Mittelgebirgslandschaft zieht sich vom Fränkischen ins Oberpfälzer Land und bildet meinen geologischen Heimathorizont. Und vielleicht ist es genau das, was meine Verbindung zu dieser Region so besonders macht: Die Landschaft bleibt dieselbe, selbst wenn die Verwaltungsschilder am Wegesrand wechseln.

So geschieht es häufig, dass selbst wenn ich viele Kilometer in die Oberpfalz hinein fahre, ich dennoch auf der Fränkischen Alb bleibe.

🧭 Geologische Heimat: Die Frankenalb

Die Frankenalb (auch Fränkische Alb) ist ein Mittelgebirge aus Dolomit und Kalkstein. Sie verbindet das Nürnberger Land mit der Oberpfalz – als geologische, nicht als politische Landschaft.
Typisch:

– Kuppen und Felsen
– Trockenrasen und Karstquellen
– Zeugenberge wie der Tyrolsberg oder Buchberg

Flusslandschaften mit Charakter – Lauterach, Vils, Naab und die Laber-Flüsse

Was ist es, was für mich „meine“ Oberpfalz ausmacht? Wenn ich gedanklich oder auch tatsächlich durch die Oberpfalz streife, dann scheinen die vielen unterschiedlichen, aber immer idyllischen Flusstäler das Landschaftsbild zu bestimmen.

Beginnen wir mit der Lauterach. Ihr Ursprung befindet sich in Lauterhofen im Landkreis Neumarkt i.d.Opf. Von dort fließt sie weiter durch das Amberg-Sulzbacher Land und mündet nach 35 Kilometern bei Schmidmühlen in die Vils. Eine besonders schöne Möglichkeit, dieses herrliche Tal mit seinen Trockenrasen und Dolomitfelsen zu erkunden, ist der Wacholderwanderweg. Auf rund 31 Kilometern, aufgeteilt in zwei Etappen, lässt sich hier die Vielfalt des Lauterachtals zwischen Schmidmühlen und Kastl in Wanderstiefeln erleben.

Lauterach

Die Vils, rund 87 km lang, schlängelt sich durch das Amberg-Sulzbacher Land, ehe sie bei Kallmünz – dieser Perle am Fluss – in die Naab mündet. Hoch über dem Ort thront die Burgruine, mit einem Blick, der das Naabtal in seiner ganzen Weite aufspannt. Nachfolgend eine der Touren von mir, die das schöne Vilstal und Kallmünz verbindet.

Zusammenfluss von Naab und Vils

Die Naab selbst entsteht durch den Zusammenfluss von Haidenaab und Waldnaab. Gerade die Waldnaab hat mich mit ihrer Ursprünglichkeit besonders beeindruckt – Felsen, Wasser, Stille. Auf nachfolgender Tour könnt ihr euch selbst vom Naturerlebnis Waldnaabtal überzeugen.

Naab bei Kallmünz

Und dann sind da noch die Laber-Flüsse. Kaum ein Landkreis hat so viele. Schwarze Laber, Weiße Laber, Große, Kleine, Breitenbrunner, Bachhaupter… Was ihnen allen gemein ist – sie tragen keltische Namenswurzeln in sich – „labara“: die Schwatzende, Rauschende.

Schwarze Laber

🧠 Wissen kompakt: Die Laber-Flüsse

Der Begriff „Laber“ stammt vom keltischen labara – „die Schwatzende, Rauschende“. In der Oberpfalz gibt es über ein halbes Dutzend Laber-Flüsse.
Bekannte Beispiele:
Weiße Laber: entspringt bei Neumarkt, fließt Richtung Dietfurt.
Schwarze Laber: verläuft malerisch durch den Landkreis Regensburg.
Kleine & Große Laber: münden bei Straubing in die Donau.

🌳 Wälder mit Weitblick – Naturpark Hirschwald

Ein weiterer Ort, der für mich zur Oberpfalz dazugehört, ist der Naturpark Hirschwald. Zwischen Lauterachtal, Vilstal und dem Naabtal gelegen, ist er ein Refugium für naturnahen Wald, ruhige Wege und wildromantische Szenerien. Gerade im Frühjahr, wenn die Buchen ausschlagen oder im Herbst, wenn sich das Laub färbt, sind Wanderungen durch diese Landschaft ein Genuss für die Sinne. Auch Tierbeobachtungen sind mit etwas Glück möglich oder man besucht das Wildgehege am Waldhaus, um das dortige Schwarzwild in Augenschein zu nehmen. Besonders gerne bin ich auch im Bereich der Ruine Roßstein unterwegs.

Burgen, Städte, Geschichte – Kultur zwischen den Hügeln

Burgruine Wolfstein über Neumarkt begleitet mich seit frühester Kindheit. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen nur ein paar Mauerreste aus dem Boden lugten – heute ist die einstige Anlage durch engagierte Grabungen wieder sichtbar und begehbar. Der Blick über das Neumarkter Becken bleibt unvergesslich.

Meine Oberpfalz Burgruine Wolfstein
Meine Oberpfalz Ruine Velburg

Velburg, mit seiner frei zugänglichen Ruine, Hänge aus Fels und Trockenrasen bestimmen das Bild des Burgbergs, von dem sich eine fantastische Aussicht über die Kuppenalb bietet.

Lichtenegg – streng genommen schon in der Oberpfalz, aber gefühlt noch Teil meiner fränkischen Heimat – lockt mit Burg, Zauberwald und dem Frauenschuh, einer der schönsten Orchideen Deutschlands.

Meine Oberpfalz Blick auf Lichtenegg

Historische Städte wie Kallmünz oder Berching ergänzen das Bild: Mittelalterliches Flair, begehbare Stadtmauern, stille Gässchen – Orte zum Eintauchen und Verweilen.

Ursprüngliche Pfade – Warum ich hier gerne wandere

Was macht die Oberpfalz für mich so besonders?

Es ist diese Ursprünglichkeit. Die Ruhe. Die Weite. Selbst an Feiertagen trifft man hier oft nur wenige Wanderer. Pfade führen durch sanfte Hügel, stille Wälder, an felsigen Hängen vorbei.

Weiter Blick über den Wald

Je weiter man ostwärts geht, desto mehr spürt man die Veränderung. Der Oberpfälzer Wald kündigt sich an – mit seinen bizarren Felsen aus Wollsackverwitterung, seinen Übergängen zum Bayerischen Wald und dem benachbarten Böhmerwald auf tschechischer Seite. Auch das ist Oberpfalz – wild, leise, großartig.

Fazit: Die Oberpfalz – eine Region mit Seele

Die Oberpfalz ist eine oft unterschätzte Wanderregion. Vielleicht ist das gut so. Vielleicht ist genau das ihr Geheimnis. Für mich jedenfalls ist sie ein Herzensort geworden – mit viel Natur, mit Tiefe und mit Raum zum Atmen.

Ich nehme euch gerne mit auf meine Streifzüge – ob hier auf dem Blog oder auf Komoot. Und ich bin sicher: Dies ist nicht der letzte Artikel zur Oberpfalz.

Danke fürs Lesen. Ich freue mich wie immer über Rückmeldungen, Gedanken oder persönliche Nachrichten, entweder direkt als Kommentar unter dem Artikel oder auch gerne persönlich via Mail oder Kontaktformular.

🔗Quellen und mehr Inspiration

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6 Kommentare

  1. Hi Johannes,
    vielen Dank für die schönen Beschreibungen und Routentipps!
    Da bekommt man gleich Lust, hinterher zu wandern 😉

  2. Lieber Johannes
    mit Interesse verfolge ich deine Wanderungen, Beschreibungen und die interessanten Details zu allem Wissenswerten.
    Es gibt auch eine interessante Radroute der von dir beschriebenen Flüsse bis Regensburg. Von Neumarkt hinauf nach Litzlohe, über Kastl, Schmidtmühlen und Kallmünz bis Regensburg. Von Regensburg mit dem Zug zurück nach Neumarkt. Das kann man gut an einem Tag schaffen.

    1. Liebe Ingrid,
      vielen lieben Dank für dein Feedback und den tollen Tipp für alle Radreisenden!
      Die Oberpfalz hat eben sowohl zu Fuß, als auch mit dem Rad so einiges zu bieten.
      Liebe Grüße,
      Johannes

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