Die Houbirg – Wanderung zwischen Natur und Geschichte
Schwer atmend stehe ich da. Die Beine brennen noch vom Anstieg, doch der Blick über die Felsen lässt die Mühe vergessen. Vor mir krallt sich eine markante Fichte in die Felskante, als wolle sie das Gleichgewicht der Welt halten. Tief unter mir glitzert der Happurger Stausee, eingebettet zwischen bewaldeten Hügeln, Wiesen und den sanften Tälern der Hersbrucker Alb. Ich befinde mich auf der Houbirg, auf einer Wanderung, die Natur und Geschichte vereint.
Der Hohle Fels – einer meiner Lieblingsorte. Ein Platz, der nicht nur Natur in ihrer ganzen Kraft zeigt, sondern auch Geschichte atmet. Zwar zieht er an Wochenenden viele Besucher an, doch unter der Woche gehört er manchmal nur mir allein. Ich streife über die Felsen, lasse meinen Blick schweifen zum Deckersberg gegenüber, hinunter nach Happurg, über das Kainsbacher Tal.

Ich liebe diese Felskulisse. Die Aussicht, die Stimmung – und diese imposanten Gesteinsformationen, die mich stets an etwas alpentypisches erinnern. Besonders das “Steinerne Gassl”, eine Geröllhalde unterhalb des Felsens, hat mit seinen kantigen Blöcken und seinem steinigen Pfad fast alpinen Charakter. Ein Ort, der wie kaum ein anderer in der Region gleichzeitig wild, ursprünglich und geheimnisvoll wirkt.
Von Mitte März bis Mitte Juli ist ein Teil des Plateaus gesperrt – hier brütet der Kolkrabe, ungestört in den Nischen der Felswand. Ich respektiere diese Ruhezone gerne. Denn genau das macht die Magie der Houbirg für mich aus: Dass sie lebt. Und dass wir lernen, mit ihr in Beziehung zu treten – nicht über sie hinwegzugehen.
Stein, Zeit und Stille – die Geschichte der Houbirg
Schon in der Steinzeit suchten Menschen Schutz in der Höhle des Hohlen Fels. Archäologische Funde zeugen von einer frühen Besiedlung – kaum vorstellbar, wenn man heute auf den sonnigen Felsen sitzt und dem Wind zuhört, wie er durch die Baumwipfel streicht.
„Die Natur überdeckt nichts – sie nimmt auf, wandelt, heilt.“
Später erkannten auch die Kelten die besondere Lage dieses Ortes. Sie errichteten auf dem Plateau der Houbirg ein gewaltiges Oppidum – eine befestigte Siedlung mit einem Wall von rund 4,5 Kilometern Länge. Zu ihrer Zeit war sie eine der größten keltischen Anlagen Süddeutschlands. Und auch heute noch sind die Spuren gut sichtbar: mächtige Wälle, überwachsene Steine, teils ins Gelände eingesenkt – ein Rundweg über diese Zeugnisse ist wie ein Spaziergang durch die Vergangenheit.
Kurzinformation: Keltische Höhensiedlung Houbirg
Die Houbirg war einst eine bedeutende keltische Siedlung. Der heute noch sichtbare Ringwall misst etwa 4,5 Kilometer und zählt zu den größten vorgeschichtlichen Befestigungsanlagen Süddeutschlands. Die Spuren der Vergangenheit lassen sich bis heute auf einem Rundweg erkunden.
Doch die Geschichte endet nicht bei den Kelten. Germanen siedelten hier, im Mittelalter entstand die Spornburg Haclburg, von der heute nur noch der Halsgraben geblieben ist – unscheinbar vielleicht, aber in der Vorstellung ein Fenster in eine andere Zeit.

Und dann ist da noch das dunkelste Kapitel. 1944/45, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, wurden unterhalb des Hohlen Fels die sogenannten Doggerstollen in den Berg getrieben – als Teil eines geplanten unterirdischen Rüstungsprojekts für Flugzeugmotoren. Die Stollen wurden nie fertiggestellt, doch ihre Geschichte ist erschütternd: Tausende Zwangsarbeiter verloren hier ihr Leben. Es sind stille Zeugen, die an das erinnern, was nicht vergessen werden darf.
Doggerstollen – NS-Zwangsarbeit in der Houbirg
Die unvollendeten Stollenanlagen am Nordhang der Houbirg waren Teil eines geheimen Rüstungsprojekts des NS-Regimes. Die Bedingungen waren menschenverachtend – viele der Zwangsarbeiter überlebten das Projekt nicht. Heute sind die versiegelten Eingänge stumme Mahnmale.
Trotz – oder gerade wegen – dieser tiefen historischen Schichten hat sich die Houbirg ihre magische Präsenz bewahrt. Es ist, als würde all das, was war, noch immer im Gestein schwingen. Die Natur überdeckt nichts – sie nimmt auf, wandelt, heilt. Und schenkt jedem, der hier verweilt, etwas von dieser stillen Kraft.
Felsen, Licht und Stille – Naturerlebnis Houbirg
Was mich an der Houbirg immer wieder fasziniert, ist nicht nur ihr geschichtlicher Hintergrund – sondern ihre stille Kraft. Die Art, wie das Licht durch die Baumkronen fällt. Wie sich das Gestein unter den Füßen anfühlt. Wie die Luft oben am Hohlen Fels anders schmeckt – klarer, rauer, echter.


Ich liebe es, durch das Steinerne Gassl zu steigen, diesen steinernen Pfad mit seiner fast alpinen Anmutung, den Blick auf den glitzernden Happurger Stausee. Diese Passage erzählt mit jedem Schritt von Wildheit und Verlorenheit, von Kraft und Ruhe.
Manchmal bin ich ganz allein hier. Und gerade dann ist es, als würde die Landschaft beginnen zu erzählen. Nicht laut, nicht dramatisch – sondern leise, beständig. Sie schenkt mir Weite, wenn die Welt eng wird. Und sie erinnert mich daran, dass auch im Kleinen Großes verborgen sein kann.

Wege zur Houbirg – Wandern auf den Spuren von Natur & Geschichte
Ob du dem Kolkraben einen leisen Gruß schickst, auf den Spuren der Kelten wanderst oder einfach nur die Aussicht auf den Happurger Stausee genießt – es gibt viele Möglichkeiten, die Houbirg zu erleben. Hier sind drei Tourenvorschläge, die ich besonders empfehlen kann:
🥾 Seven Summits – Die Houbirg
Diese abwechslungsreiche Rundtour führt von Happurg steil hinauf zur Houbirg – vorbei an Mahnmal, Doggerstollen und dem beeindruckenden keltischen Ringwall. Oben wartet der Hohle Fels mit weiter Aussicht auf den Happurger Stausee und das Umland. Ein alpiner Abstecher durchs „Steinerne Gassl“ macht die Tour perfekt für trittsichere Entdecker – geschichtsträchtig, naturstark und kompakt. ➜ Zu meiner Tour auf Komoot
Weitere Informationen zu dieser Tour sowie vieles andere Wissenswerte rund um die Region findest du auf der offiziellen Website des Tourismusbüros Nürnberger Land:
ℹ️ Nürnberger Land Tourismus
⛰️ 800-Höhenmeter-Rundweg ab Pommelsbrunn
Diese ausgedehnte Rundtour führt von Pommelsbrunn auf verschlungenen Pfaden durch Berg und Tal – vorbei an Aussichtspunkten, Burgruinen, alten Kapellen und stillen Tälern. Highlights sind der Aufstieg über die Houbirg mit dem Hohlen Fels, der Deckersberg mit Panoramablick und das charmante Arzlohe mit seiner Kapellenruine. Anspruchsvoll, abwechslungsreich und perfekt für alle, die Kondition, Geschichte und Natur verbinden wollen. ➜ Zu meiner Tour auf Komoot
🌲 Hohler Fels – Förrenbachhaus
Eine kurze, aber eindrucksvolle Rundtour mit alpiner Anmutung: Vom Parkplatz bei Happurg geht es durchs „Steinerne Gassl“ mit Blick auf den Stausee hinauf zur Houbirg. Der Hohle Fels bietet stille Ausblicke, das ehemalige Förrenbachhaus erinnert als Lost Place an vergangene Zeiten. Perfekt für stimmungsvolle Nachmittage – bei jedem Wetter, aber mit gutem Schuhwerk. ➜ Zu meiner Tour auf Komoot
Fazit: Ein Ort, der bleibt

Es gibt Orte, die wachsen einem nicht einfach nur ans Herz – sie schleichen sich tiefer. Die Houbirg ist für mich so ein Ort. Sie schenkt mir Weite, wenn ich Enge spüre. Ruhe, wenn die Gedanken laut werden. Und sie erinnert mich daran, dass Zeit nicht nur vergeht, sondern sich auch in Landschaft einschreibt.
Wer hier herkommt, kann einfach wandern. Oder tiefer gehen – in Gedanken, in Geschichte, in Beziehung zur Natur. Man muss kein Historiker sein, um den Hauch der Vergangenheit zu spüren. Kein Geologe, um die Kraft der Felsen zu begreifen. Es genügt, offen zu sein für das, was sich zwischen Wurzel und Wind, Fels und Blick zeigt.
Die Houbirg ist für mich mehr als ein Ziel. Sie ist eine Wegmarke auf meinem eigenen inneren Weg – und vielleicht wird sie das für dich auch.
🔍 Quellen & Hinweise:
- Wikipedia: Houbirg (Ringwall)
- Wikipedia: Doggerstollen (NS-Rüstungsprojekt)
- Tourismusbüro Nürnberger Land: Wandertipps & Hintergrundinfos
- Mein Profil mit meinen Routen auf Komoot
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Wenn du Fragen zu meinen Touren hast oder dich austauschen möchtest
Sagenhaft schöne Tour 😃!
Vielen lieben Dank!